Der Immobilienmarkt zeigt keine Anzeichen einer Trendwende

Die Aussichten für die Bauwirtschaft in der Schweiz bleiben trüb. Die hohen Baupreise führen zu einer geringeren Bautätigkeit, wodurch das Angebot knapp bleibt. Infolgedessen passen sich die Menschen an, indem sie vermehrt in Wohngemeinschaften leben, so berichtet die Immobilienberatungsfirma Wüest Partner in ihrer Herbstausgabe des «Immo-Monitoring».

Im letzten Jahr stieg die Anzahl neu gegründeter Haushalte mit mindestens drei Personen so stark an wie seit 2016 nicht mehr (+29.000). Die Studie zeigt, dass viele Menschen aufgrund des knappen Wohnungsmarkts und steigender Mieten in Wohngemeinschaften leben «müssen».

Die Preise dürften weiter steigen, und Wüest Partner erwartet für 2024 einen Anstieg der inserierten Mietpreise um 3,8 Prozent.

Der Kauf von Immobilien ist ebenfalls teurer geworden. Für 58 bzw. 79 Prozent der Schweizer Haushalte mit zwei erwerbstätigen Personen sind Eigentumswohnungen bzw. Einfamilienhäuser nicht erschwinglich. Die Kaufpreise stiegen im zweiten Quartal 2023 aufgrund des begrenzten Angebots weiter an: Eigentumswohnungen um 3,4 Prozent und Einfamilienhäuser um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Lage variiert regional, wobei Wohneigentum in der West- und der Südschweiz erschwinglicher ist, wie die Experten feststellen. Durch höhere Zinsen wird der Preisanstieg laut Wüest Partner abgeschwächt. Die Prognose besagt, dass die Kaufpreise 2024 nur noch leicht ansteigen werden: bei Eigentumswohnungen um 1,2 Prozent und bei Einfamilienhäusern um 0,3 Prozent.

Auch bei gewerblich genutzten Flächen herrscht Knappheit, wobei das Angebot im zweiten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent abgenommen hat. Dies führt zu steigenden Mietpreisen. Dieser Trend dürfte im Jahr 2024 anhalten, mit einem leichten Anstieg der Büromieten um 0,2 Prozent. Langfristig könnte die Nachfrage nach Büroräumen aufgrund von Trends wie Homeoffice, Desksharing und Coworking jedoch nachlassen. Aufgrund der Inflation und der damit verbundenen sinkenden Kaufkraft der Bevölkerung könnten auch Verkaufsflächen im Einzelhandel und Onlinehandel weniger rentabel werden. Daher gehen die Studienautoren im nächsten Jahr von einem Mietpreisrückgang für solche Gewerbeflächen um 1,4 Prozent aus.

Um die trüben Aussichten aufzuhellen, wäre eine erhöhte Bautätigkeit erforderlich. Trotz der starken Nachfrage zeichnet die Studie jedoch kein Bild einer Kehrtwende, da die Baupreise weiterhin steigen sollen. Für 2024 prognostiziert Wüest Partner einen Anstieg der Baupreise um 1,5 Prozent. Da sich Investitionen dadurch noch weniger rentieren, könnte die Neubautätigkeit um 0,8 Prozent zurückgehen, trotz des Bevölkerungswachstums. Im zweiten Quartal 2023 lag die Anzahl der baubewilligten Mietwohnungen in der Schweiz laut dem «Immo-Monitoring» um 9,5 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Dies könnte dazu führen, dass die Hochbauinvestitionen 2024, real betrachtet, unter das Niveau von 2013 fallen.

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